Ph Fhnw Semester 2, Unterwegs Zur Persönlichen Handschrift

Front 1

Welche zwei Instrumente werden empfohlen um den Lernstand und die Schriftentwicklung zu messen?

Back 1

Lernstandsanlyse (kriterienorienterit beobachten und die Beobachtungen festzuhalten)

Schriftstücke des Kindes im Lernportfolio (persönliche Schriftmappe mit der Entwicklung der eigenen Schrift)

Front 2

Welche Kriterien können für die Feinbeurteilung der Handschrift verwendet werden?

Back 2

- Bewegungsablauf

- Leserlichkeit

- Grössenverhältnisse der Buchstaben (proportionen)

- Buchstaben- und Wortabstände

- Regelmässige Schriftneigung

- Schreiben in Lineatur

- Schreibleistung innerhalb best. Zeit

- Gestaltung

- Sauberkeit

- Gesamteindruck

Front 3

Was ist der Anspruch an die persönliche Schrift aus Sicht des Lehrplans?

Back 3

Geläufigkeit und Leserlichkeit

Front 4

Was versteht man unter dem Begriff "Grafomotorik"?

Back 4

Anteile der Psychomotorik eines Menschen, deren Zusammenspiel innerhalb der Person- Umwelt- Interaktion den Schriftspracherwerb ermöglicht. Er umfasst psychomotorische Fertigkeiten und Wahrnehmungsfunktionen, die Funktionsspezialisierung der Hand sowie kognitive und psychische Fertigkeiten, die sich im Umgang mit gesprochener und geschriebener Sprache konkretisiert.

Front 5

Was versteht man unter dem Begriff "Grafonomie"?

Back 5

Der Begriff "Grafonomie" wird in neueren Studien als Bezeichnung für die wissenschaftliche Erforschung der Schreibbewegungen und - leistungen verwendet. (Teulings, 2008)

Front 6

Welchen Abläufen folgt die Handschrift nach dem Modell des Schriftspracherwerbs von Brügelmann (1986)?

Back 6

- Vom ziellosen zum gerichteten Kritzeln

- Von der Linie zur Form

- Von der Buchstabenform zur Buchstabenfolge

- Von der Folge einzelner Zeichen zur verbundenen Bewegung

Front 7

Welchen Abläufen folgt die Rechtschreibung nach dem Modell des Schriftspracherwerbs von Brügelmann (1986)?

Back 7

- Die lautlich willkürliche Schrift

- Die laut- orientierte Kurzschrift

- Die phoentische Umschrift

- Die historisch gewachsene Normschrift

Front 8

Welchen Abläufen folgt das Lesen nach dem Modell des Schriftspracherwerbs von Brügelmann (1986)?

Back 8

- Vom Nicht- Lesen zum Als- ob- Lesen

- Vom Schein- Lesen zum situations- gebundenen Lesen

- Vom Kontext- Deutschen zum Textentziffern

- Vom lautierenden zum flüssigen Lesen

Front 9

Weshalb ist eine Betrachtung der grafomotorischen Entwicklung hilfreich?

Back 9

Grafomotorische Planungs- und Steuerungsabläufe sind in der gesamten Schrftsprache hierarchisch untergeordnete Prozesse. Je früher automatisiert, umso mehr Aufmerksamkeit kann übergeordneten Aufgaben gewidmet werden. Bei Unsicherheiten in Planung und ausführung des Satzes kann die gesamte Sprachproduktion davon beeinträchtigt werden.Eine Betrachtung der grafomotorischen Entwicklung ist deshalb hilfreich, um allfällige Schwierigkeiten besser zu erkennen.

Front 10

Entwickelt sich die Handschrift isoliert vom Zeichnen?

Back 10

Nein. Die Kinder machen durch das Zeichnen schon vor dem eigentlichen Handschriftunterricht Erfahrungen. Körper-, Hand-, und Stifhaltung, Auge-Hand- Koordination sowie fein gesteuerte Finger- und Daumenbewegungen werden schon vor dem eigentlichen Schrifterwerb geübt. Die Kinder schreiben dabei umso früher lesbare Buchstaben, je weiter vorangeschritten ihre Zeichnungsentwicklung ist.

Front 11

Wieso gelingt es vielen Kindern nicht, die schon gut entwickelten grafomotorischen Bewegungskompetenzen direkt in die Schrift einzubringen?

Back 11

Da sie möglicherweise die formalen Vorgaben das Bewegungserlebnis einschränken.

Front 12

Wann gilt eine Schrift als Funktional?

Back 12

Wenn sie:

- so locker ist, dass das Schreiben keine Schmerzen verursacht

- alter- und übungsgemäss schnell ausgeführt werden kann

- leserlich ist.

Front 13

Was sollte man tun, wenn ein Kind im Einschulungsalter noch keine Seitenpräferenz der Hand entwickelt hat?

Back 13

Da verschiedene Ursachen zugrunde liegen können und das Kind nicht gedrängt werden sollte, ist eine handdominanzabklärung bei einer Psychomotoriktherapeutin zu empfehlen.

Front 14

Ab wann ist der eigentliche Handschrifterwerb abgeschlossen?

Back 14

Nicht mit der Einführung der verbundenen Schrft. Es konnte belegt werden, dass selbst Viertklässler mit 10 Jahren noch nicht die Schriftkennwerte Erwachsener hinsichtlich Geläufigkeit, Automatizität und Druck aufweisen.

Front 15

Wer schneller schreibt...

Back 15

... tut dies meist auf Kosten der Leserlichkeit

Front 16

Was ist die Gefahr bei einem negativen Fähigkeitskonzept?

Back 16

Ein negatives Fähigkeitkonzept (eigene Wahrnehmung bezüglich eigener Leistungen und Fähigkeiten) in Bezug auf die schreibmotorischen Fertigkeiten kann sich generalisieren und zu Vermeide- oder Verweigerungsreaktionen bei schriftlichen Arbeiten führen.

Front 17

Hat der Schrifttypus einen Einfluss auf die Schreibmotivation?

Back 17

Ja, die Kinder mit Basisschrift beispielsweise waren deutlich motivierter zu schreiben als Gleichaltrige mit verbundener Schweizer Schulschrift.

Front 18

Wie sieht es mit den unterschiedlichen Entwicklungsverläufen in der Entwicklung der persönlichen Handschrift aus?

Back 18

Auch hier gibt es Heterogenität. Schon zu Beginn des Schriftunterrichts entsprechen nicht alle Kinder dem eigentlich vorausgesetzten grafomotorischen Ausgangsniveau. Die Heterogenität der Kinder in Bezug auf den feinmotorischen Entwicklungsstand beim Schulanfang ist weit grösser als allgemein angenommen.

Front 19

Schreiben Mädchen schöner als Jungen?

Back 19

In den Zürcher Langzeitstudien konnte nachgewiesen werden, dass Mädchen vor allem im Bezug auf die feinmotorische Bewegungsqualität bessere Leistungen zeigen, dass ihnen als Bewegungen isoliert geschmeidiger und besser gelingen. Quantität der Bewegungen hingegen ist ausgeglichen.

Front 20

Was sind motorische Vorläuferfertigkeiten?

Back 20

- dem Alter entsprechende normale Beweglichkeit von Fingern, Hand und Arm

- die Koordination wie auch Unabhängigkeit von Finger-, Hand-, und Armbewegungen

- die Koordination der Augen- und Handbewegungen (visuomotorische Koordination

- Entwicklung einer präziseren, geschickteren Hand (Handdominanz)

Front 21

Was sind Vorläuferfertigkeiten im Wahrnehmungsbereich?

Back 21

- taktike und kinästhetische Wahrnehmung (gutes Fingergefühl, differenziertes Bewegungempfinden)

- Raumorientierung (eigener Körper, dreidimensionaler Raum, Papier)

- visuelle Wahrnehmung (Formerfassung, Merkfähigkeit, Grundbegriffe im zweidimensionalen Raum)

- auditive Wahrnehmung (Lautdifferenzierung)

Front 22

Ist die strikte Trennung von Funktionen der Motorik und der Wahrnehmungsbereiche nicht nur eine theoretische?

Back 22

Ja, beim praktischen Tun sind Motorik, Wahrnehmung und zusätzlich auch emotionale Bewertungsprozesse immer verschränkt und beeinflussen sich gegenseitig.

Front 23

Wie werden erste Buchstaben meist gespeichert?

Back 23

meist aufgrund von Formen mit hohem Wiedererkennungswert (z.B eigener Vorname, Firmenlogos..) weitere Faktoren sind Farben, Emotionen, Assoziationen

Front 24

Was kann beim Schreiben helfen um eine ausgewogene Raumeinteilung zu finden?

Back 24

Das gelegentliche Ausmalen von Zwischenräumen. Zudem sollte die wichtige räumliche Gliederung von zeichen schon vor dem eigentlichen Schreiblernprozess geübt werden. Eine zu starke und zu frühe Betonung auf die formalen Aspekte im sinne einer Präzisionsschulung kann entwicklungshemmend sein, weil die Kinder aus Angst vor Fehlern die Formen nur noch langsam malen statt schreiben.

Front 25

Was ist beim Lernen von Bewegungen wichtig?

Back 25

Aufgabe muss dem Entwicklungsstand angemessen sein und mit kurzen, häufigen Intervallen angeboten werden. Anreiz für eigenaktives Handeln ist immer gut, sofern die Aufgabe vom kind als anspruchsvoll, aber nicht zu schwierig taxiert wird.

Front 26

Als was wird in akutellen Modellen der Lerntheorie das motorische Lernen verstanden?

Back 26

Nicht als Resultat häufiger Wiederholung einer vorgegebenen Lösung, sondern als wiederholte Suche nach einer individuellen Lösung.

Front 27

In welchen drei Phasen vollzieht sich der motorische Lernprozess gemäss Meinel & Schnabel (1999)?

Back 27

Grobkoordination

Feinkoordination (Steuerung wird verfeinert, Krafteinsatz reduziert, Bewegungen fliessender. Prozess gesteuert durch peripheres Sehen und taktil- kinästhetische Informationen)

Stabilisation (Abläufe werden schneller und sicherer)

Front 28

Wie sieht das eingipflige Beschleunigungsprofil der automatisierten Bewegung aus?

Back 28

Pro Bewegungseinheit muss nur einmal beschleunigt und einmal gebremst werden, dazwischen kommt es zu einer Umkehr (Inversion) der Geschwindigkeit.

Front 29

Was ist der NIV- Kennwert?

Back 29

Number of Inversion- Velocity, er gibt die Anzahl der Geschwindigkeitsumkehrungen pro Stricheinheit an und verweist damit auf den Automationsgrad einer Bewegung. Je näher der Wert bei eins liegt, desto automatisierter ist die Bewegung.

Front 30

Wie ist die Automation zu erreichen?

Back 30

Nicht durch Erkenntnis sondern durch Übung

Front 31

Wie kann eine Lehrperson den Automatisierungsprozess am Besten gestalten?

Back 31

Es sit wichtig, dass die Kinder emotional angesprochen werden, effizient üben und motiviert bleiben. Am Besten Buchstaben zuerst auf grosse Flächen (Kreide, in Sand..) danach auf eine Standlinie und am Schluss in eine dreigassige Linie. Üben, aber nicht durch Nachspuren!

Front 32

Was sollte man nicht tun in der Phase der Schriftautomation?

Back 32

Eine zu einengende visuelle Vorgabe. Es konnte belgt werden, dass die Fokussierung auf die Präzision sogar negative Auswirkungen auf den Fluss und den Automationsprozess der Schrift hat.

Front 33

Es gibt nicht nur die Automation bei Buchstaben. Wo sonst noch im Schrifterwerb?

Back 33

Beispielsweise bei der Einführung von Silben und Kurzwörtern.

Front 34

Was weisen Linkshändige Kinder für Schreibbewegungen auf?

Back 34

Sie stossen den Stift, oder entwickeln eigene, mehr oder weniger ökonomische Lösungen.

Front 35

Inwiefern entlastet die Basisschrift linkshändige Kinder?

Back 35

- anspruchsvollen Schlaufen welche mit der Stossbewegung schwierig sind, fallen weg

- Buchstabeneingänge bei s,c, etc. sind flacher und mit einfacherer Zugbewegung zu bewältigen

- es kann mehrmals im Wort abgesetzt werden

- Buchstabenabläuf nicht mehr strikt vorgegeben

Front 36

Wie kann man Linkshändern am Besten helfen beim Lernen von Abläufen?

Back 36

Es ist sehr hilfreich, wenn die Lehrperson die Bewegungen links neben dem Kind sitzend mit der linken Hand vorzeigt.

Front 37

Was sind die Merkmale der Basisschrift?

Back 37

- Es gibt nur noch ein Alphabet, welches kontinuierlich weiterentwickelt wird bis zu einer teilweise verbundenen Schrift

- Ziel ist die Entwicklung einer persönlichen, leserlichen und geläufigen Handschrift

Front 38

Wer entwickelte die Basisschrift?

Back 38

Der bekannte Schweizer Schriftgestalter Hans Eduard Meier

Front 39

Wie ist die Basisschrift geschaffen bezüglich der Grösse?

Back 39

1:1:1 dies entspricht der gängigen dreigassigen Lineatur. (Meier hat 5:8 vorgeschlagen, jedoch würde diese viel zu präzise Vorgabe den Schreibfluss und die Automation zu sehr stören)

Front 40

Wie sieht es mit der Breite der Buchstaben aus in der Basisschrift?

Back 40

Wird nicht genau vorgeschrieben, sollte jedoch im Vergleich zur bisherigen Steinschrift / Erstschrift eindeutig schmaler ausfallen. Kann von Kind zu Kind variieren.

Front 41

Wo hat die Lehrperson Spielraum beim Beibringen der Basisschrift?

Back 41

Einzelne Grossbuchstaben (A,E,M,W,X,O) lassen gut alternative Bewegungsfolgen zu, welche die Lehrperson selber bestimmen oder mit Lernenden individuell abmachen kann. Kleinbuchstaben sollen jedoch genau mit den vorgegebenen Bewegungsabläufen erlernt werden.

Front 42

Was gilt als Kriterium beim Abändern von Bewegungsabläufen?

Back 42

ein Bewegungsablauf darf weder die Geläufigkeit des Schreibprozesses noch die Lesbarkeit der Schrift beeinträchtigen.

Front 43

Was ist die Rolle der Lehrperson im ganzen Prozess?

Back 43

- Unterrichtende Rolle

- Rolle des Trainers

- Kreativ begleitende, die Selbstkompetenz des Schülers fördernde Rolle

Front 44

Ist die Schriftneigung der Basisschrift vorgeschrieben?

Back 44

Nein, jedoch ist es für rechtshänder meist einfacher zu Schreiben auf einem nach rechts geneigten Blatt

Front 45

Und wenn ein Kind gar keine Verbindungen der Basisschrift macht?

Back 45

Am Besten macht man sogenannter Girlandenübungen und automatisiert somit das Verbinden von Buchstaben. Gelegentliche Luftsprünge anstelle von Verbindungen wirken sich jedoch auch günstig auf Tempo und Lockerheit aus.

Front 46

Müsste man am PC nicht auch mit Basisschrift schreiben?

Back 46

Kinder kennen sowieso verschiedene typografisch gestaltete Schriften aus der vor- und ausserschulischen Zeit. Zudem sieht kein von Hand geschriebenes Zeichen einem anderen von Hand geschriebene Zeichen völlig gleich aus.

Front 47

Welche Lineatur sollte verwendet werden?

Back 47

Zur Orientierung im Raum am Besten sogenannte Bänder. Danach 1,2,3 Klasse 3 Gassen, 3,4,5 Klasse 2 Gassen, und ab der 5,6 Klasse sollten die Lernenden durchaus auch in der Lage sein, Papier mit einfacher Lineatur zu benutzen.

Front 48

Ideen wie mit diesem Lehrmittel offen unterrichtet werden kann

Back 48

1. Klasse Buchstabenecke

2. Klasse Buchstabenlabor (Rätselkarten)

3. Klasse Werkstatt "Verbindungen üben"

4. Klasse Schriftbüro